Referent: Peter Nowak
In den 70er Jahren machten sich linke SoziologInnen und PolitikerInnen in Zentral- und Südamerika für die sofortige Streichung aller Schulden an die reichen Länder des Nordens stark. Die eigentlichen Schuldner sind die Industrieländer, die schließlich den Grundstock ihres Wohlstands auch durch die Kolonisierung und Ausplünderung der Trikontländer erworben haben. Diese Forderung machte sich die hiesige internationalistische Bewegung, beispielsweise bei der Anti-IWF-Kampagne 1988, zu eigen. Ein Jahrzehnt später haben regierungsnahe Nichtregierungsorganisationen und christliche Initiativen im Rahmen ihrer „Erlaßkampagne 2000“ die linken Forderungen in die Bitte um einen Gnadenerweis an die Herrschenden transformiert, argumentieren dabei teilweise mit rassistischen Klischees. Einige NGO haben sich dabei als Vorbild für erfolgreiches Schuldenmanagement den Nazikriegsverbrecher Abs ausgesucht.
Peter Nowak arbeitet als freier Journalist u.a. für die Wochenzeitungen Freitag und Jungle World und publizierte dort auch zur nationalen Schlagseite, die die Entschuldungsdebatte in den letzten 10 Jahren bekommen hat. Aktuell zum Thema der Veranstaltung: „Viele kleine Sünderlein“ in der Jungle World vom 12. Mai 99.