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Freitag,
7. November 2014, ab 15:30 Uhr in der Kommode | Juristische Fakultät | Bebelplatz 1 | Raum E44/46
anschließend ab 18:00 Uhr im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum Geschwister-Scholl-Straße 1/3 | S/U-Bahnhof Friedrichstraße | Tram: M1, 12, Bus: 100, 200, TXL
und Samstag,
8. November 2014, ab 10:00 Uhr im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum | Geschwister-Scholl-Straße 1/3 von 11 bis 13 Uhr Workshops in der Kommode | Juristische Fakultät | Bebelplatz 1 (Erdgeschoss)
S/U-Bahnhof Friedrichstraße, Tram: M1, 12, Bus: 100, 200, TXL, Tram M1, 50
Dokumente:
• Propaganda: Gesamt-Flyer (pdf)
• Propaganda: Plakat zur akj-AG (pdf)
• Pressemitteilung des akj-berlin zur Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit durch die JVA Tegel in Zusammenhang mit den 3. Berliner Gefangenentagen (pdf)
Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Arbeitskreis Strafvollzug von RAV und der Vereinigung Berliner Strafverteidiger.
Auch nach der Föderalismusreform sind die Vollzugsgrundsätze, die die Rahmenbedingungen für die Gestaltung des Strafvollzugs formulieren, überwiegend in den Landesstrafvollzugsgesetzen enthalten. So soll das Leben im Vollzug den allgemeinen Lebensverhältnissen soweit als möglich angeglichen werden (Angleichungsgrundsatz), schädlichen Folgen des Freiheitsentzuges ist entgegenzuwirken (Gegenwirkungsgrundsatz), und der Vollzug ist darauf auszurichten, dass er den Gefangenen hilft, sich in das Leben in Freiheit einzugliedern (Eingliederungsgrundsatz). Die Beachtung, Umsetzung und Gewährleistung dieser Vollzugsgrundsätze sind als Mindestanforderung an einen rechtsstaatlichen Strafvollzug zu verstehen. Trotz dieser einheitlichen Grundsätze ist der Vollzugsalltag von Anstalt zu Anstalt und von Bundesland zu Bundesland kaum vergleichbar ausgestaltet. Nach wie vor ist zum Beispiel die Einzelunterbringung nicht in allen Anstalten gewährleistet. Auch der Kontakt „nach draußen“ wird in einem unterschiedlichen Umfang und sogar über unterschiedliche Medien gewährt – oder treffender: verwehrt.
Die nicht einheitliche Interpretation der in den Strafvollzugsgesetzen der Länder fast gleichlautenden Vollzugsgrundsätze führt zu massiven qualitativen Unterschieden in den alltäglichen Haftbedingungen von Gefangenen – obwohl sich aus den Grund- und Menschenrechten Grenzen der Auslegung ergeben und sich aufgrund der zwischenzeitlich gewonnenen Erkenntnisse zum Problem der Haftschäden eine menschenwürdige Unterbringung von selbst verstehen sollte.
Die nunmehr „3. Berliner Gefangenentage“ richten sich an die Fachöffentlichkeit rund um den Strafvollzug, namentlich an Rechtsanwält_innen, Richter_innen, Staatsanwält_innen, Vollzugspraktiker_innen, Mitarbeiter_innen von Justizverwaltungen, Sachverständige, Fachpolitiker_innen, Journalist_innen, Referendar_innen und Studierende
Folgende Fragen wollen wir diskutieren und beantworten: Welchen Wert haben diese Vollzugsgrundsätze, wenn die Interpretationshoheit bei Vollzug und Justizverwaltung liegt und derart unterschiedliche Haftbedingungen zulässt? Wie kann es sein, dass in dem grundrechtsintensiven Bereich des Strafvollzugs weder ein gesetzlicher, grundrechtlicher noch europarechtlicher Rahmen existiert, der verbindlich für annähernd gleiche Vollzugsbedingungen sorgt – zu sorgen vermag? Welche konkreten Maßnahmen braucht es, die Vollzugsgrundsätze entsprechend ihrer grund- und europarechtlichen Bedeutung in sämtlichen Bundesländern umzusetzen?
Programm
Freitag, 7. November 2014
15:30–17:30 Uhr: Anwaltliche Vertretung im Strafvollzug – Ein Überblick Juristische Fakultät | Bebelplatz 1 | Raum E44/46 mit RA’in Ria Halbritter und RA Dr. Jan Oelbermann Die Referent_innen sind aktive Mitglieder des Arbeitskreises Strafvollzug und seit Jahren in Vollzugs- und Vollstreckungsverfahren tätig.
18:15–21:00 Uhr: Impulsvortrag und Podiumsdiskussion Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum | Konferenzsaal | Geschwister-Scholl-Straße 1/3
18:15 Uhr: Menschenrechtliche Mindeststandards – Wie Europa den Strafvollzug beeinflusst Frau Prof. Dr. Kirstin Drenkhahn (FU Berlin)
anschließend Podiumsdiskussion: »Knast ist Knast? | Vollzugsgrundsätze – mehr als eine Absichtserklärung!« mit Prof. Dr. Kirstin Drenkhahn (Juniorprofessorin für Strafrecht und Kriminologie an der FU Berlin), RA Sebastian Scharmer (Rechtsanwalt u.a. für Strafvollzugs- und Strafvollstreckungssachen sowie Mitglied des AK Strafvollzugs), VorRiKG Olaf Arnoldi (Vorsitzender Richter des 2. Strafsenats am Kammergericht), MdB Renate Künast (Vorsitzende des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz im Deutschen Bundestag. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin in der JVA Tegel und ist Rechtsanwältin.) unter Moderation von RA Lawrence Desnizza (Berlin)
Samstag, 8. November 2014
10:00–11:00 Uhr: Festvortrag Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum | Konferenzsaal | Geschwister-Scholl-Straße 1/3
10:00 Uhr: Prof. Dr. Johannes Feest war von 1974 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 2005 Professor für Strafverfolgung, Strafvollzug und Strafrecht an der Universität Bremen, ist Begründer des Strafvollzugsarchivs und Herausgeber des Alternativ-Kommentars zum Strafvollzugsgesetz.
11:00–13:00 Uhr: Arbeitsgruppen Juristische Fakultät | Kommode | Bebelplatz 1
AG 1: „Vom Recht und Nutzen der Medien im Haftalltag“ Juristische Fakultät | Kommode | Bebelplatz 1 | Raum E44/46 Referent_innen: PD Dr. Florian Knauer (promovierte zum Thema „Strafvollzug und Internet – Rechtsprobleme der Nutzung elektronischer Kommunikationsmedien durch Strafgefangene« und verfolgt dieses Thema in der Praxis weiter, z.B. als Mitglied des Berliner Vollzugsbeirats), Thorsten Luxa (Leiter der Jugendstrafanstalt Berlin) und Stefan Martinstetter (Vorstandsmitglied der Gerdes AG), Moderation: RAin Dr. Annette Linkhorst (Berlin).
AG 2: „Haftschäden – selber schuld?“ Juristische Fakultät | Kommode | Bebelplatz 1 | Raum E42 Referent_innen: Prof. Dr. Kirstin Drenkhahn (Juniorprofessorin für Strafrecht und Kriminologie an der FU Berlin), Dipl.Psych. Knut Sprenger (Leiter der SV-Abteilung in der JVA Brandenburg), Dr. Karl Kreutzberg (leitet als Chefarzt die forensisch-psychiatrische Abteilung des Krankenhauses des Maßregelvollzugs Berlin und erstellt u.a. kriminalprognostische Gutachten) und Norbert B. (ehemaliger Inhaftierter), Moderation: RAin Dr. Ines Woynar (Hamburg)
AG 3: „Koalitionsfreiheit hinter Gittern – Arbeit und Gewerkschaftliche Organisation unter den Bedingungen des Strafvollzugs“ Juristische Fakultät | Kommode | Bebelplatz 1 | Raum E34 Referent_innen: angefragt sind Anwält_innen aus dem Bereich des Arbeits-, Europa- und Vollzugsrecht sowie Gewerkschaftsvertreter und Freie Träge der Gefangenenhilfe, Moderation:akj-berlin Seitdem sich im Mai 2014 in der JVA Tegel eine Initiative gründete, die als nicht-rechtsfähiger Verein den Anspruch erhebt, jenseits der offiziellen Strukturen der Gefangenenmitverantwortung (§ 160 StVollzG) als neue Gefangenengewerkschaft die Interessen ihrer Mitglieder in Bezug auf das Arbeitsverhältnis und die Arbeitsbedingungen zu vertreten, kann die Gefangenen-Gewerkschaft als bundesweite Organisation (GG/BO) großen Zulauf verzeichnen. Von den Justizministerien und -behörden fordert sie u.a. die Anerkennung ihrer Tariffähigkeit und die Durchsetzung des gesetzlichen Mindestlohns in den Betrieben der Justizvollzugsanstalten. Berlins Innensenator bestreitet jedoch, dass Gefangene statusrechtlich als Arbeitnehmer_innen gelten können, weil im Vollzug Arbeitszwang bestehe und sie daher kein Lohnarbeitsverhältnis eingegangen seien. Folglich könnten sie sich auch nicht auf die Tariffreiheit berufen und kein Mindestlohn fordern. Der Workshops will Vertreter der neu gegründeten Gefangenengewerkschaft (GG/BO) mit Jurist_innen aus dem Arbeits-, Europa- und Vollzugsrecht sowie Vertreter_innen von Gewerkschaften und Freien Trägern der Gefangenen- und Bewährungshilfe ins Gespräch zu bringen. Dabei sollen die juristischen Grundsätze und -probleme einer gewerkschaftlichen Organisation unter den Bedingungen von Arbeitszwang und Strafvollzug erörtert und Strategien einer vollzugsrechtlich implementierbaren Argumentation gesucht werden.
14:00–16:00 Uhr: Podium Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum | Auditorium | Geschwister-Scholl-Str. 1-3
In der Abschlussveranstaltung werden die Erkenntnisse aus der Podiumsdiskussion sowie den Workshops, offene Fragen, nächste Schritte und mehr zusammengetragen. Moderation: RAin Ursula Groos
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