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Aktuell
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Mit
dem Ausnahmezustand gegen den Normalzustand
Wie Frankreich auf die Not in seinen Städten reagiert
Donnerstag,
den 2. Februar 2006,
um 19.00 Uhr (c.t.)
im Raum 3075 im Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin
(Bebelplatz 1, Tram: M 1, M 2, 12; Bus: 100, 200, TXL)
mit Bernard Schmid,
Jurist und Journalist
Während der Riots explodierten im November 2005 über Wochen hinweg nicht
nur die Autos auf den Straßen. Ob die Unruhen der Jugendlichen in den
französischen Städten durch die Äußerungen des ordnungsfanatischen Innenminister
Sarkozy ausgelöst wurden oder durch die wie auch immer begründete
Flucht von Jugendlichen vor der Polizei, die mit zwei Toten in einer Transformatorenhäuschen
endete, ist nicht geklärt. Klar scheint jedoch, dass nicht viel nötig
war, um den schon seit Jahren schwelenden Konflikt zu entfachen, mit dem
einerseits eine auf Angst basierte und fremdenfeindliche Law-and-Order-Politik
unter dem Zeichen des Kampfes gegen die Unsicherheit betrieben wurde und
andererseits die Aussichtslosigkeit der in den Gettos Eingeschlossenen
weiter gewachsen ist.
Die Reaktion des Staates war – von der Ankündigung einiger unkonkreter
Sozialprogramme abgesehen – direkt und brutal. Was mit massiven Polizeieinsätzen
und der Verhängung einer Ausgangssperre begann, die bis Februar 2006 verlängert
wurde und sich auf ein Gesetz stützt, das 1955 in Zusammenhang mit dem
Kolonialkrieg in Algerien erlassen wurde, mündete noch im Dezember 2005
in dem Erlass eines neuen Anti-Terrorismus-Gesetzes, das die in Frankreich
ohnehin weitreichenden polizeilichen Befugnisse weiter ausbaut und Video-
und Telefonüberwachung zum Normalfall werden lässt.
Der Referent, Bernard Schmid, ist Jurist und Journalist
und berichtete als Frankreich-Korrespondent während der Ausschreitungen
u.a. für Jungle World
und www.telepolis.de aus Paris.
Artikel des Referenten
zum Thema:
- Geschichtspolitik
als gefährliches Spielfeld (21.01.2006, www.telepolis.de)
Karriereorientierter französischer Minister kämpft gegen "nationale
Selbstverleugnung" und fördert die "Opferkonkurrenz"
- Frankreich:
Von guten und unerwünschten Zuwanderern (16.01.2006, www.telepolis.de)
Mit einer Verschärfung der Ausländer- und Einwanderungsgesetze will
sich die Regierung für den Wahlkampf rüsten und fördert die weitere
"LePenisierung" der Politik
- Im Treibhaus
der Krise (30.12.2005, www.linksnet.de)
»Der Funke kann die Ebene in Brand stecken, wenn vorher die Trockenheit
am Werk war.« Über die Ursachen der Revolte in den französischen Vorstädten.
- Frankreich im
Ausnahmezustand (30.12.2005, www.linksnet.de)
Politische Instrumentalisierungen der Revolte. Jeder will anscheinend
sein Stückchen Ausnahmezustand:...
- Opfer
einer Namensverwechslung? (28.12.2005, www.telepolis.de)
Französische Armee ordnet Mord an Zivilisten von höchster Stelle an
und vertuscht ihn
- Regulierte
Öffentlichkeit (11.12.2005, www.telepolis.de)
Das Privatleben, die Pressefreiheit und der gehörnte französische Minister
- Sicherheit
über alles (30.11.2005, www.telepolis.de)
In Frankreich wurde das neue Antiterrorgesetz verabschiedet, weitere
sicherheitspolitische Gesetze und Regelungen für Ausländer werden im
Kontext der jüngsten Unruhen in den Vorstädten vorbereitet, bei denen
Migranten aber keine große Rolle spielten
- Frankreich:
Widerstände gegen Privatisierung (22.11.2005, www.telepolis.de)
Mit dem Börsengang ist die Teilprivatisierung des französischen Energiekonzerns
EDF bereits vollzogen worden, die Eisenbahner fürchten ähnliches und
sind in Streik getreten
- Frankreich
und der Ausnahmezustand (11.11.2005, www.telepolis.de)
Update: Politiker versuchen, sich durch scharfe Maßnahmen zu profilieren;
in Paris wurde für das Wochenende ein Versammlungsverbot verhängt
- Erklärung
des Ausnahmezustands als Antwort auf die Unruhen (08.11.2005, www.telepolis.de)
Die Regierung schließt auch den Einsatz von Militär nicht aus, den die
Rechten fordern. Die Linken sind in ihrer Reaktion zerrissen, der Innenminister
Sarkozy verbündet sich mit konservativen muslimischen Organisationen
- Aufruhr
in den Städten (05.11.2005, www.telepolis.de)
Hintergründe der Eskalation in den französischen Trabantenstädten
- José Bové als
Präsidentschaftskandidat? (04.11.2005, www.linksnet.de)
Die extrem schwache Situation der französischen Sozialdemokratie lässt
der regierenden Rechten zur Zeit freie Hand,...
- Für ein Butterbrot…
(03.11.2005, www.linksnet.de)
Soziale Proteste in Frankreich.
- Unruhen
in Pariser Trabantenstädten (02.11.2005, www.telepolis.de)
Todesfälle, offene Widersprüche, Revolte und Fantasmen über "den Islam"
- Einwanderungs-
und Abwehrpolitik (28.10.2005, www.telepolis.de)
Die EU erhöht den Druck auf Algerien und Marokko, sich in die europäische
Grenzsicherung zu integrieren
- Innenminister
Sarkozy als Stimmenfänger für die Rechten? (01.10.2005, www.telepolis.de)
Rechtsextremist Le Pen erwägt erstmals positive Stimmempfehlung für
konservativen Präsidentschaftskandidaten abzugeben
- "Downers"
in Paris (07.09.2005, www.telepolis.de)
Hausbrände, Ausschlussverfahren und "Zentralverriegelung" der Stadt
- Law
& Order und Wahlkampf mit Einwanderung (16.07.2005, www.telepolis.de)
Französische Regierung umwirbt rechtsextreme Wähler
- Französisches
Duell (4/2005, Blätter für Deutsche und Internationale
Politik)
Das nennt man ein Danaergeschenk: Am ersten Märzsonntag trat der neue
Chef der konservativen Einheitspartei UMP (Union pour un mouvement populaire),
Nicolas Sarkozy, in den Abstimmungskampf um den EU-Verfassungsvertrag
ein.
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