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Buchrezension



„Vom Ende der Anonymität“

Die Globalisierung der Überwachung



Das online – Magazin Telepolis (www.heise.de/tp) wurde 1996 gegründet und begleitet seither die Netzkultur in allen Facetten: Politik und Gesetzgebung, Zensur und Informationsfreiheit sowie der Schutz der Privatfreiheit gehören dabei zu den Kernthemen des Magazins.

Ende 1998 veröffentlichte Telepolis ein ihm zugespieltes 42-seitiges geheimes Dokument mit dem Titel “Enfopol 98”. Das währdend der EU-Präsidentschaft Östereichs unter Federfüh-rung österreichischer Mitglieder der EU-Arbeitsgruppe K4 “Polizeiliche Zusammenarbeit” (“Enforcement Police” – Enfopol) erstellte Dokument fordert nichts weniger als den “Zugriff auf den gesamten Fernmeldeverkehr für die ‘gesetzlich ermächtigten Behörden’.“ Aufgrund der durch die Veröffentlichung der Pläne für “totale Überwachung” hervorgerufenen öffentlichen Diskussion konnte die Umsetzung des Vorhabens buchstäblich in letzter Minute verhindert werden. Im Sommer 2000 erhielt Telepolis den Europäischen Preis der Medienkonferenz “Net-Media 2000” in der Kategorie “In-vestigative Reporting” für diese Artikelserie.

Doch nicht nur hier sind die politischen Schattenseiten des technischen Fortschritts Thema. Der Rea-der “Vom Ende der Anonymität” versammelt Beiträge von Telepolis-AutorInnen aus aller Welt, die sich mit der staatlichen und privaten Überwachung des Individuums befassen.

Nick Hager, Ernst Möchel, Duncan Cambell und viele andere haben Stories ausgegraben, über die die zuständigen Stellen lieber den Mantel des Schweigens gebettet hätten. Ihre Berichte aus der Wirklichkeit klingen manchmal – zumindest für diejenigen, die sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt haben – unglaublicher als die abstrusesten Spionagethriller. Insider-Informationen und öffentlich zugängliche Stellen ergeben ein erschreckendes Bild vom Zustand der persönlichen Freiheiten im Cyber-space und der wirklichen Welt.

Die flächendeckende, permanente Überwachung von der Wiege bis zur Bahre ist kein Hirngespinst irgendwelcher Paranoider, sondern in unmittelbarer Reichweite. Mehr und mehr geraten die BürgerInnen ins Visier von Geheimdiensten, Polizei und anderen staatlichen Stellen, die aus prinzipiellem Mißtrauen und zum Zweck ihrer Herrschaftssicherung Dossiers über alles und jedeN anlegen. Ihnen spielt in die Hände, dass die Vernetzung erhobener Daten immer billiger, schneller und umfassender möglich wird. Die offiziellen Datensammler-Innen (die inoffiziellen in noch größerem Umfang) unterlaufen auf Berufung nationaler Sicherheitsinteressen routinemäßig Datenschutzvorschriften und Gesetze ebenso wie internationale Abkommen. Und nicht nur der Staat überwacht; Unternehmen setzen dieselben Verfahren ein, gegen ihre Angestellten ebenso wie gegen ihre KundInnen und Konkurrent-Innen.

Das Buch gewährt einen Blick in die verwendeten Methoden und ihre Geschich-te(n). Ausführlich legt es die Implikationen für den/die Einzel-neN und die Gesellschaft dar. Zudem wirft es einen Blick in die nicht allzu ferne Zukunft, in der der Verlust der Privatsphäre droht: “Smart Dust”, pollengroße Abhörwanzen, die großflächig verteilt werden können; biometrische Kontrolle bei alltäglichen Vorgängen; Videoüberwachung des öffentlichen Raumes inklusive Erkennung von Gesichts- und Bewegungsmustern nach dem Motto “Verdächtig ist jedeR”. Schöne neue Welt? “Vom Ende der Anonymität” zeigt: Big Brother ist längst da – in Legionsstärke!


Schulzki-Haddouti, Christiane:

“Vom Ende der Anonymität –

Die Globalisierung der Überwachung“

Heise Verlag, Hannover 2000

ISBN 3-88229-185-0

Preis: 29,- DM



Jörg Pohle

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