akj



Home

Aktuell

Erklärungen

das freischüßler

     Ausgabe 1/99
     
Ausgabe 2/99
     
Ausgabe 3/99
     
Ausgabe 1/00
     
Ausgabe 2/00
     
Ausgabe 3/00
     
Ausgabe 1/01
     
Ausgabe 2/01
      Ausgabe 1/02

     
Ausgabe 1/03

     
Ausgabe 2/03
      Ausgabe 1/04

     Ausgabe 1/05

      Ersti-Heft

Vorträge

Projekte

Seminare

Links

Impressum



Warum sind Gänse dumm?

Eine Fabel zum 25. Geburtstag des RAV von Christian Bommarius

Christian Bommarius wurde 1958 in Frankfurt a.M. geboren, studierte Rechts- und Literaturwissenschaften in Bonn und Hamburg. 1987-1997 rechtspolitischer dpa-Korrespondent bei den Bundesgerichten. Seit 1997 Leit. Redakteur der Berliner Zeitung für Innen- und Rechtspolitik. Der Text wurde am 8.10.04 auf der RAV-Geburtstagsfeier unter dem Motto „Recht und Rechtspolitik im Zeitalter von Globalisierung und Terror – Der permanente Ausnahmezustand“ vorgetragen.

 

Warum sind Gänse dumm? Weil sie glücklich sind. Warum sind sie glücklich? Weil sie dumm sind. Aber es gab einmal eine Gans, die war weder noch, war weder dumm noch war sie glücklich, eine typische intellektuelle Gans also, schon morgens grüblerisch, nahm sie nachdenklich ihr Bad, rupfte sinnend ein paar Gräser und sorgenvoll blickte sie auf die Welt, wie sie die Gacker-News, die Gänsepresse, jeden Morgen vor ihr ausbreitete. War sie also auch nicht glücklich, so war sie doch nicht unzufrieden, denn sie fühlte sich so frei, wie man es sich als Gans nur wünschen konnte, und – es war Sommer, Weihnachten also noch fern – relativ sicher.

Eines Tages aber – vor sich hin watschelnd reflektierte sie seit Stunden Grundfragen einer gansheitlichen Lebensführung – kam sie an den Zaun, der die Gänseweide schützte, und als sie hochsah, stand jenseits des Zauns ein Fuchs. Er lehnte locker an einem Pfosten und sah die Gans durch seine top-modische Designerbrille mit einem spöttischen Lächeln an: ,,Wie geht’s?“ Bis eben gut, dachte die Gans, rieb sich den Hals und schluckte: „Danke. Und selbst?“ – „Kann nicht klagen“, sagte der Fuchs, „aber Du – Du machst mir Sorgen.“ – „Wie bitte“, rief die Gans, „ich mache Dir Sorgen? Du meinst, Dich ärgert dieser Zaun, der Deine Zähne trennt von meinem Hals.“ – „Aber, aber“, sagte der Fuchs und stieß sich langsam von dem Pfosten ab, „so reden wir doch schon lange nicht mehr miteinander. Diesen Zaun, meine Liebe, habe ich, wie Du vielleicht noch weißt, doch selber aufgebaut. Er trennt uns nicht, er zeigt uns nur, wo’s lang geht...“ – „Eben“, murmelte die Gans, „und deshalb musst Du Dir um mich auch keine Sorgen machen.“ Mit diesen Worten wollte sie eilig weiter watscheln, denn Füchse konnten freundlich sein oder böse, aber hungrig waren sie eigentlich immer.

Schade, so wirst Du niemals hören, warum Du eine Gans von gestern bist, was sage ich, von vorgestern“, rief der Fuchs hinter ihr her, „nur dass Du es weißt, die Gänse von vorgestern sind heute schon nicht zukunftsfähig.“ Die Gans zögerte. War sie auch keine dumme Gans, war sie doch neugierig wie alle Gänse. „Was müsste ich denn tun, um zukunftsfähig zu werden?“, fragte sie unsicher und blieb stehen. „Setz Dich hin und hör mir zu“, sagte der Fuchs, „zuhören ist der Anfang von allem.“ – „Überredet“, seufzte die Gans. In sicherem Abstand zum Zaun ließ sie sich nieder im dünnen Gras, rupfte scheinbar beiläufig ein paar Halme – es war Mittag – und blickte durch die Maschen hinüber zum Fuchs, der sich mit der Zunge schnalzend auf die Erde hockte.

Leise, ganz leise sagte er: „Es gibt keine einfachen Antworten mehr.“ – „Interessant“, murmelte die Gans, „was gibt es dann?“ – „Zweifache Antworten“, flüsterte der Fuchs, „die zweifache Antwort ist unsere Zukunft, selbst auf die einfachen Fragen.“ Die Gans räusperte sich ungeduldig: „Tschuldigung, ich will ja nicht unhöflich sein, doch wie wär’s mit einem Beispiel?“ – „Aber gerne“, sagte der Fuchs, „was meinst Du, wenn Du sagst. Du fühlst Dich frei?“ – „Ganz einfach“, rief die Gans, „pass auf. Wenn ich sagen kann, was ich will, schreiben kann, was ich will, denken kann, was ich will, dann bin ich frei. Wenn alle aufstehen und ich kann sitzen bleiben, bin ich frei, wenn ich laufen kann nach hier oder dort, ohne dass mir einer vorschreibt hierhin oder dorthin, bin ich frei, wenn ich sage, ich bin frei, dann meine ich fast das Gleiche wie Glück...“ – „Ganz falsch, doppelt falsch,“ unterbrach der Fuchs lauthals die Gans, „so redet das Vorgestern. Aus Dir spricht, wie es Hans Leyendecker, absolut zukunftsfähiger Vordenker der Süddeutschen Gänse-Zeitung (17. April 2004), unübertrefflich formulierte, das Vorgestern der Liberalitas. Ekelhaft, meine Liebe, scheußlich. Alles falsch, doppelt falsch!“ – „Warum falsch und warum doppelt falsch?“, fragte die Gans irritiert.

Der Fuchs schenkte ihr einen sanften Blick, in dem wenig Nachsicht und viel Mitleid lagen. „Sagte ich nicht, dass die Antwort auf die neue Zeit eine doppelte ist? Sie lautet, ich sage es nur dieses eine Mal: Sicherheit ist das Ende aller Freiheit, Freiheit ist das Ende aller Sicherheit.“ – „Die Frage ist nur“, unterbrach ihn die Gans, „ob sich das nicht ausschließt.“ – „Unsinn“, sagte der Fuchs, „die Frage ist nur, was wir meinen, wenn wir von Sicherheit reden und von Freiheit.“ – „Das ist mir zu hoch“, maulte die Gans. Das dachte ich mir, dachte höhnisch der Fuchs, sagte aber in gütigem Ton: „Es ist ganz leicht. Und ich will es Dir noch leichter machen durch ein paar ganz einfache Fragen.“ – „Auf die ich einfache Antworten geben kann?“, fragte nun schon schüchtern die Gans. „Darfst Du. Erste Frage – bist Du frei, wenn Du von irgendwem abhängig bist?“ – „Nein, sicher nicht“, sagte die Gans. „Richtig. Bist Du frei, wenn Du Hilfe brauchst vom Bauern oder anderen Gänsen?“ – „Nein.“ – „Richtig. Nun stelle Dir vor, Du wirst krank eines Tages, was ist dann besser: Wenn Du Dir selbst helfen kannst oder wenn Dir andere helfen müssen?“ – „Wenn ich mir selbst helfen kann“, sagte zögernd die Gans, „aber...“ – „Was aber“, fauchte der Fuchs. „Was aber, wenn ich mir nicht selbst helfen kann?“ – „Wir sind uns einig, dass sich vor allem der nicht helfen kann, der nur die Hilfe anderer kennt“, sagte der Fuchs, „wer nur auf die Hilfe anderer baut, nicht auf sich selbst, der gibt sich selber auf. Er nennt das vielleicht Sicherheit, aber es ist das Ende seiner Freiheit. Denn Freiheit, nicht wahr, was ist das anderes als für sich selber einzustehen, mit allen Lebensrisiken und deren Nebenwirkungen. Schon Rousse-au“, bei diesem Namen schwoll die Stimme des Fuchses zu steilem Pathos, „klagte, frei kämen wir zur Welt, aber überall lägen wir in Ketten. Doch schlagen wir uns selbst in Ketten und nennen’s Sicherheit. Das ist die Sicherheit des Kerkers, wir schimpfen Henker den, der uns die Türen weist zur Freiheit.“ – „Aber Freiheit...“, wandte die Gans vorsichtig ein. „Sagst Du nicht selbst“, knurrte der Fuchs, „Freiheit sei für Dich fast das Glück? Ich zeige Dir den Weg zum Glück und Du – rufst ‚aber‘. Das ist das Aber der Vorvorgestrigen, die die Hand, die sie füttert, nicht beißen, weil sie sie nur noch lecken können, der Zoohyänen, die sich das Aas, das ihnen pünktlich die Wärter reichen, in die Bäuche schlagen und rufen: Ich bin so frei.“ – „Aber“, insistierte tapfer die Gans, „sagst umgekehrt auch Du nicht selbst, Freiheit sei das Ende aller Sicherheit? Da hast Du völlig recht, wenn das die Freiheit ist, die...“ – „Schweig“, fuhr der Fuchs sie an, „vor allem sage ich, die Antwort auf die Zukunft sei immer eine doppelte. Denn so einfach ist Freiheit nicht zu haben, so einfach ist auch Sicherheit nicht abzutun.“

Dunkel ist Deiner Rede Sinn“, protestierte die Gans, „geht’s etwas klarer?“ – „Nur nicht drängeln“, sagte der Fuchs und setzte sein listigstes Lächeln auf, „warte nur, gleich wird’s Dir vollkommen klar sein. Alles was ist, das solltest selbst Du schon wissen, ist immer schon potenziell oder real sein Gegenteil. Kein Hell ohne Dunkel, keine Trockenheit ohne Nässe, kein Stoiber ohne Merkel, und eben auch: Kein Gut ohne Böse.“ – „Du meinst“, flüsterte die Gans, „wenn es eine schlechte Sicherheit gibt, die uns die gute Freiheit nimmt, dann...“ – „Richtig“, rief der Fuchs, „dann gibt es auch eine schlechte Freiheit, die uns die gute Sicherheit raubt. Jetzt willst Du sicher wissen, was das sei – die schlechte Freiheit und die gute Sicherheit. Nun, nichts leichter als das.“

Der Gans wurde etwas mulmig. Dass es eine schlechte Sicherheit geben sollte, die ja wohl ein anderes Wort war für Kostgängerei, Lebensuntüchtigkeit und Fettlebe, mochte ja noch hingehen, wenngleich die Gans so viele Gänse gar nicht kannte, die ihre Freude darin fanden, ohne Not Zeit ihres Gänselebens sich an den Trögen anderer Gänse fettzumästen. Schlechte Freiheit aber, das war etwas, daran mochte sie nicht glauben. Welche Freiheit sollte schlecht und was gut daran sein, sie einzuschränken oder aufzugeben?

Der Fuchs lächelte. Sein Blick wanderte den Zaun hoch und wieder runter und als er auf den Blick der Gans traf, sagte der Fuchs: „Wem nützt dieser Zaun?“ – „Was für eine dumme Frage, so dumm, dass sie von einer Gans kommen könnte“, rief die Gans, „das ist doch klar – mir nützt dieser Zaun, meiner Sicherheit vor und meiner Freiheit von Dir. Frag Deinen Vater, Großvater oder Urgroßvater, wie ihnen meine Ahnen schmeckten, dann weißt Du, weshalb der Zaun hier steht und wem er nützt. Er gibt mir Sicherheit und Freiheit. Was, bitte, ist nun daran schlecht? Willst Du den Zaun abreißen? Das einzige, was dann noch sicher wäre, das wären meine 180 Grad in Deinem Herd als Gänsebraten.“ Gähnend sagte der Fuchs; „Hör doch auf, Du bist langweilig. Wer isst denn heute noch Gänsebraten. Mein Gott, Du bist wirklich von Vorvorgestern.“ Mit einer Pfote hielt er eine Gold-Card hoch: „Auch einen Herd habe ich schon lang nicht mehr. Mittags geht’s in Guido Westerwelles Sushi-Bar und abends nehme ich Rohkost.“ – „Großartig“, rief die Gans, „und was, wenn Guido morgen wieder Gänseleber schätzt?“ – „Was für eine dumme Gans Du doch bist“, schimpfe der Fuchs. „Nachdenken schadet dem Teint, nicht wahr? Denk doch daran, dass ich es war, der diesen Zaun Dir und allen Gänsen gab, ich war es, nicht ihr, der sagte: ‘Frieden ist möglich, aber sicher ist er nur mit einem Zaun.’ Ich war es, der...“ – „Schon recht“, maulte die Gans, „und jetzt? Nieder mit der schlechten Freiheit, nieder mit dem Zaun – oder was?“ – „Tiefer legen“, sagte der Fuchs, „nur etwas tiefer legen.“ – „Sollte es dafür Gründe geben?“, ließ sich die Gans leise hören. „Aber sicher“, rief der Fuchs, „Du glaubst, der Zaun sichert Deine Sicherheit und Deine Freiheit, weil er mich daran hindert, Dir beides wegzunehmen. Du zitterst vor mir um Dein Gänseleben – aber wer will das schon haben? Erstens ziehe ich nun wirklich Möhren jederzeit jedem Gänsebraten vor, und zweitens – schwarze Schafe.“

Wie bitte“, fragte die Gans. – „Schwarze Schafe. Vor denen musst Du zittern, nicht vor mir. Sag nicht, es gäbe sie nicht, es gibt sie überall, selbst unter Gänsen. Du liest die Gänsepresse und solltest darum wissen, dass seit Jahren kaum noch Füchse Gänse reißen, aber blutig ist das Werk der schwarzen Schafe, die sich unerkannt unter die Gänse mischen. Jetzt frage ich Dich: Wie kommen sie wohl unter Euch? Ich sag’s Dir: Dieser Zaun hier hält nur mich auf, schwarze Schafe schreckt er nicht.“ Da ist was dran, dachte die Gans. Tatsächlich standen in ihrer Presse fast täglich Nachrichten von Massakern unter fernen und auch nahen Gänsevölkern. Nicht, dass sie sich deshalb ängstigte, aber unbehaglich war ihr manchmal schon.

Was also schlägst Du vor?“, fragte die Gans nun doch neugierig. „Nennst Du es Freiheit, liebe Gans, wenn sich alle gleichermaßen in ihr tummeln können, Mörder und Opfer? Was ist das für eine Freiheit, in der die Opfer ahnungslos auf ihre Rechte pochen, die der Schutzzaun ihnen gibt, wo es doch dieser Schutzzaun selber ist, der ihnen Unglück bringt und Tod? Seltsames Gänsevolk, das unentwegt um seine Sicherheit barmt, wenn es um Rentengelder geht, aber gilt es Leben oder Tod, dann ruft es ‚Freiheit‘.“ – „Ich sehe noch nicht ganz“, sagte zögernd die Gans und schenkte dem Zaun einen freundlichen Blick, „warum die Freiheit, die dieser Zaun uns gibt, nun eine schlechte Freiheit ist und unsere Sicherheit unmöglich macht. Bisher, das muss ich sagen, fühlten wir uns hier recht frei und sicher.“ – „Sag’ ich doch, vorvorgestern“, rief der Fuchs. „Was soll das heißen: bisher, bisher. Bisher heißt: Längst schon nicht mehr. Bisher heißt: Damals. Heute aber muss man sagen: Dieser Schutzzaun schützt nicht, denn der, vor dem er schützt, der droht euch nicht, der Schutzzaun schadet nur, denn vor allem schützt er die, vor denen er euch heute schützen müsste.“ – „Nun ja“, sagte skeptisch die Gans, „wie tief müsste der Zaun denn liegen, um unsere gute Sicherheit wirkungsvoll heraufzusetzen?“

Sieh es doch so, liebe Gans, wer soll euch schützen, wenn nicht ich? Mit Deinem Schnabel machst Du keinem Angst, vor meinen Zähnen fürchtet sich jeder. Wie aber soll ich dich schützen, wenn ich jedes Mal erst klopfen muss, um zu Dir reinzukommen? Wie soll ich dich schützen, wenn ich darauf warten muss, dass Du mich rufst. Wenn ich dich erst röcheln höre, brauchst du mich nicht mehr. So tief, liebe Gans, müsste dieser Zaun schon liegen, dass ich bei dir sein kann Tag und Nacht.“ – „So tief?“, fragte die Gans. „So tief, das will nicht ich für mich, das will ich nur für Deine Sicherheit. In dieser ernsten Lage müssen, wie Deutschlands führender Schutzzaunniederleger Leyendecker fordert, Rechtsstaaten schon mal an ihre Grenzen gehen, aber dafür, nicht wahr, sind diese ja schließlich da.“ – „Soweit kann ich folgen,“ sagte die Gans, „aber hilfreich wäre es schon, wenn Du oder der Herr Leyendecker sagen könnte, wo diese Grenzen liegen. Irgendwie fände ich das tröstlich, denn weißt Du, sogar Grenzen geben mir innere Sicherheit. Denn eine Grenze sagt nicht nur, bis hierher, sie sagt auch: Bis hierher und nicht weiter. Wie weit hätt’s denn der Herr Leyendecker gern?“ – „Das sagt er leider nicht, was soll’s. Deine Frage ist die dumme Frage einer dummen Gans“, raunzte der Fuchs: „So wird das nichts. Er sorgt sich, ich sorge mich um Deine Sicherheit, und du sorgst dich, wie Du uns daran hindern kannst. Und siehst Du, das ist die schlechte Freiheit, die ich meine. Voller Misstrauen bist Du, Misstrauen aber ist ein böser Ratgeber.“ – „Nicht ich, lieber Fuchs, misstraue Dir, Du selbst warst dankenswerter Weise in den letzten Jahren voller Misstrauen, weniger mir als Dir selber gegenüber. Und deshalb, nur deshalb steht hier heute dieser Zaun. Aber nur deshalb, weil dieser Zaun hier steht, misstraue ich Dir nicht.“ – „Ich danke“, antwortete der Fuchs mit einem dünnen Lächeln, „aber darum geht’s hier nicht. Waren wir uns nicht vorhin, als wir von der schlechten Sicherheit sprachen, darin einig, schlecht sei sie, weil sie sich zu Eurem Vormund mache. Euch gebe, was sich niemand wünschen sollte – Unmündigkeit –, und Euch nehme, was ihr braucht – die Freiheit nämlich, sich für das Leben und seine Risiken nach Gusto aufzustellen. Diese gute Freiheit aber, was braucht sie? Die Sicherheit, sie auch wahrnehmen, ausleben zu können. Die aber kann Dir, kann Euch niemand geben außer mir.“

Die Gans nickte nachdenklich. Nichts war offensichtlich falsch an dem, was der Fuchs da sagte. Freiheit, Sicherheit, das waren Worte, die sie kannte, und Werte, die sie schätzte, aber so, wie der Fuchs davon sprach, schienen sie ihr nicht nur neu und merkwürdig fremd, sondern das Gegenteil dessen zu sein, was die Gans bisher mit ihnen meinte. Bisher, bisher.

Deine doppelte Antwort auf unsere Zukunft“, sagte sie schließlich, „muss ich sie teilen oder darf ich auch ‚nein‘ zu ihr sagen? Der Fuchs stand langsam auf und lächelte die Gans wiederum mitleidig an: „Wer bin ich, dass ich Dir Weisungen geben dürfte. Aber sicher würde ich mich freuen, wenn Du Dich zukunftsfähig zeigtest mit einem klaren Ja. Denn das würde mir zeigen, dass mein Zutrauen zu Dir vollkommen richtig war und der Schutzzaun fallen kann.“ – „Und wenn ich nein sage?“ – „Dann hätte ich Anlass zu tiefstem Misstrauen. Der würde mir zeigen, dass der Schutzzaun fallen muss.“ – „Ich habe also gar keine Wahl?“, wisperte die Gans. Der Fuchs lächelte nicht mehr, er grinste. Langsam fuhr er mit seiner rechten Pfote durch eine Masche. „Topp“, rief er, „schlag ein!“

«

zurück