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Esst Obst

Überlebenshinweise im Jurastudium


Diese einleitenden Hinweise sollen Dich vor unnötigen Abschreckungen durch diese riesengroße Universität bewahren. Die Situation in der Schule sowohl im ersten als auch im zweiten Bildungsweg, ist ganz anders als an der Uni.


In der Schule kennen sich alle gegenseitig und wissen, was sie voneinander zu halten haben. Die Anschauungen sind einigermaßen überschaubar. Es ist ganz klar, wofür gelernt wird, nämlich für die Schule, für die Noten und die Numerus-Clausus-Hürde.

An der Uni ist das überhaupt nicht mehr so klar: Der Stoff ist unendlich, die Anforderungen sind unüberschaubar und scheinen auf den ersten Blick unerfüllbar. Das Glücksgefühl, dass Du in der Schule hattest, wenn Du eine Eins schriebst, wirst Du bald schon bei einem „Befriedigend“ verspüren. Die Noten und die Abschlussprüfungen sind zwar wichtig, stehen aber lange nicht so im Zentrum, denn Du hast Dir hoffentlich dieses Fach gewählt, weil Du einen gewissen Sinn drin sahst und damit später einen Beruf ausüben willst.

Da wird das Gefühl dafür wichtig, etwas wirklich sinnvolles zu lernen. Doch was soll bei all dem Zeug nun eigentlich das sinnvolle sein? Inzwischen sind auch viele Prof.s zu der Erkenntnis gelangt, dass der Lehrplan überfrachtet ist. Er wurde teilweise schon entmüllt. Das alles bringt eine Menge Schwierigkeiten mit sich. Du kannst aber etwas gegen dies Stofffülle tun, und zwar schon vom ersten Tag des Studiums an. Das Wichtigste ist: Du musst Dich mit anderen zusammentun! Am besten Du quatschst jemandeN an, der oder die genauso verloren herumsteht wie Du, und zusammen sucht Ihr Euch andere Leute.

Außerdem ist ganz wichtig, dass Du Dir einen Überblick in der Uni verschaffst: Geh in die Studienberatungen, wende Dich mit Deinen Fragen an die geduldigen Leute vom Fachschaftsrat, schmeiß den Werbekram weg und ließ die Infoblätter und Broschüren der Fakultät, des Sprachen- und Rechenzentrums, der Studierendenvertretung oder des Hochschulsports. Schnapp Dir eine der hauseigenen Studi-Zeitungen, die überall herumliegen (HUch!, UNauf, freischüßler, kleine Anfrage, ad rem etc.) und verschwende keine Zeit für Hochglanzheftchen. Wirf auch mal einen Blick auf die Internetseiten der Humboldt-Uni (www.hu-berlin.de), der Fakultät (www.rewi.hu-berlin.de), des ReferentInnenrates (www.refrat.de) und natürlich des akj (www.akj-berlin.de).


Es gehört zum rituellen Semesteranfangsmuffel, dass höhere Semester mit genervter Miene auf die „Erstis“ schielen und ungeduldig die Köpfe über so viel Unwissen schütteln. Das sollte Dich nicht abhalten, sie zu fragen, wenn Du einen Raum nicht findest; auch wenn Du darauf vorbereitet sein solltest, dass sie es selbst nicht wissen.

Das Nächstwichtigste ist, dass Du Dir einen Überblick verschaffst, was die offiziellen Minimalvoraussetzungen an Scheinen und Leistungen insbesondere für BAföG-EmpfängerInnen sind. Dabei steht Dir die Unterhalts- und BAföG-Beratung des RefRat zur Seite. Im Sozialinfo des RefRat und im Rettungsring findest Du weitere Antworten auf alle möglichen Fragen, die das Studium in Berlin betreffen.

Um das „Hauptstudium“ (die Zeit nach den kleinen Scheinen) und erst recht die Prüfungsordnungen solltest Du Dich überhaupt noch nicht kümmern. Es gibt keinen schnelleren Weg zu Depressionen als das Lesen von Examensanforderungen (die sind purer Bluff, und es gibt niemanden, der sie jemals erfüllt hat - also nicht verrückt machen lassen). Weiter: Besuch nur die Minimalanforderungen an Fächern für das erste Semester. Die Erfahrung zeigt, dass im ersten Semester immer zuviel belegt und besucht wird. Die Gefahr, sich zu verzetteln und am Ende gar nichts richtig gelernt zu haben ist groß. Es ist schwierig, in den Vorlesungen etwas zu sagen - vor all den Leuten, die Du nicht kennst und die alle so klug gucken. Lass Dich davon aber nicht einschüchtern und unter Leistungsdruck setzen; unter dem Motto: „Was ich sage, muss aber einschlagen und Niveau haben“. Wenn Du so anfängst, blockierst Du Dich von Anfang an selbst. Du kannst dann vor Anstrengung gar nicht mehr denken. Wenn Du den Ausführungen des Prof.s nicht das für Dich Wesentliche an Erkenntnis entziehen kannst, dann scheu Dich nicht, Fragen zu stellen. Denk dran, es gibt keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten! Auch wenn Deine Formulierungen vielleicht noch nicht dem Niveau der „juristischen“ Fachtermini entsprechen. Dabei weiß niemand tatsächlich, was nun eigentlich Niveau ist, außer, dass es heißt, besser zu sein als die anderen. Diese Art Konkurrenz macht aber alles gründlich kaputt.


Schließlich: Wenn Du nun wirklich den Rat befolgt hast und tatsächlich nur das Minimum dessen belegt hast und besuchst, was von Dir im ersten Semester verlangt wird, dann hast Du - im Gegensatz zu den meisten anderen StudienanfängerInnen - genügend Zeit gewonnen, um das Leben neben dem Lernen und die Uni im Laufe des ersten Semesters kennenzulernen. Wirf ein Blick in die verschiedenen Veranstaltungen an unserem Fachbereich oder auch an anderen, die Dir vom Titel her interessant erscheinen (du findest sie im Vorlesungsverzeichnis und im Internet). Check die DozentInnen an unserer Fakultät, vielleicht hast Du Lust irgendwann einmal eine AG, Vorlesung oder ein Seminar bei der ein oder dem anderen zu besuchen. Du hast die Möglichkeit an der Freien Universität (FU) Veranstaltungen, Vorlesungen und ähnliches zu belegen, achte auf Aushänge.

Wenn Dir Dein mitstudieren-des Umfeld zu grau erscheint und Du nach dem roten Faden (böse Zungen behaupten: roten Stachel) in der Rechtswissenschaft suchst, dann schau doch mal bei den Vorträgen des akj (arbeitskreis kritischer juristinnen und juristen) vorbei und mach Dir ein Bild davon, was sich hinter all den Abkürzungen und großen Sprüchen verbirgt. Der Rest sind Vitamine. Also:

Esst Obst!

Euer akj-berlin


Einen kleinen Literaturtip gibt’s zum Schluss auch noch:


Einen guten Einstieg in das juristische Denken bietet der FU-Proffessor Uwe Wesel mit seinem im Eichborn-verlag erschienen Buch „Fast Alles was Recht ist- Jura für Nichtjuristen“. Er gibt einen Überblick über alle Rechtsgebiete. Wer noch weiter über den Tellerrand schauen möchte kann auch in Uwe Wesels „Juristische Weltkunde“ schauen und das Recht anderer Völker kennenlernen.



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