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Jura studieren - trotz alledem!
Während dieses Studiums werdet Ihr schnell feststellen, das so ziemlich alles, was mit Recht zu tun hat, umstritten ist. Warum sollte also die Frage nach dem Sinn und Unsinn eines Studiums, das sich mit dem Recht beschäftigt, eine Ausnahme machen? Im Großen und Ganzen gibt es zwei Strömungen: Radbruch sah den Geist durch das Recht verkümmert, verkrüppelt und verrenkt“1 - Prof. Redslob verglich das Jurastudium mit der Dressur von Zirkusflöhen, da diese gefangen in einer Zigarrenkiste, auf der eine Glasscheibe liegt, lernen, nur bis zur Glasscheibe zu hüpfen und diese Prozedur solange fortgesetzt wird, bis die Flöhe nur noch kriechen. Im freischüßler wurde diese These aufgegriffen und die Glasscheibe bei den Flöhen mit der 4-Punkte-Grenze bei Klausuren verglichen und damit die Gefahr der geistigen Verarmung während des Jurastudiums beschrieben. Andererseits wird behauptet, dass dies alles nur „Vorurteile unserer Tanten“ seien und dass gerade solches „Geschwätz“ dazu führe, dass JurastudentInnen am Ende tatsächlich opportunistische Flohhirne würden. Das zuletzt Gesagte überzeugt natürlich vollständig, denn es ist allgemein bekannt, dass Missständen am effektivsten begegnet werden kann, wenn man sie konsequent und in aller Entschiedenheit ignoriert bzw. wegdiskutiert.
Doch nicht verzagen: trotzdem Jura studieren und versuchen, sich aus dem üblichen Strudel zu lösen der zwangsläufig konservative, autoritätshörige, antidemokratische, ordnungsfanatische, geistig verarmte, marktkompatible Juristen und Juristinnen erzeugt. Lasst Euch nicht verrückt machen von der Masse des Stoffes und vor allem lasst Euch nicht unterkriegen. In diesem Sinne: Viel Spass beim Studieren und beim freischüßler-Lesen.
Kalle Klecks
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1Gustav Radbruch, Einführung in die Rechtswissenschaft, 12. Auflage, 1969, S. 271.