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Examen ohne kommerzielles Repetitorium
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Als erstes, wenn mensch auf die entfernte Möglichkeit des Studienabschlusses
trifft ist Nebel und dann tauchen Plakate auf, die in mehr oder minder
aufdringlicher Optik eine todsichere Methode der Examensvorbereitung anbieten.
Dies ist in erster Linie eine Methode, diese reich und sich selbst arm
an Geld aber auch an Eigeninitiative zu machen. 15 - 20 Stunden beim Repetitorium
Vorlesung (meist eine Einmannschow), dann Durcharbeiten der teuren Materialien
(Masse fürs Geld) (10 h), dann noch eine Klausur beim Repetitor und
eine in der Uni (je 5 h) und die Klausurbesprechung (6 h) - das ist Hölle
viel Zeit in der Woche, die mensch besser nutzen sollte. Trotzdem ist
Fakt , daß etwa 90% der Studierenden ein kommerzielles Repetitorium
nutzen und so etwa 2000,- DM pro Studi und Jahr den Repetitoren in den
Rachen werfen. Schluß mit der Scheiße!
Examensangst. Was soll das?
Ein Grund ist sicherlich die immense Examensangst, die durch die mittelalterliche
Struktur des Studiums und die Gestaltung der Staatsprüfung erzeugt
werden, und wenn's alle machen... Diese Examensangst ist nicht gering
zu schätzen, aber mensch muß Methoden entwickeln, sich von
ihr zu befreien und es muß erkennen, woher sie kommt. Zum einen
sind die Repititorien nur ein Ausdruck für die Rolle der Bildung
als Ware. Die Examensangst ist nur ein Katalysator des Warencharakters
und treibt die unsicheren, vom Leistungsdruck geprägten Studies in
die Arme der Repetitorien, die diese Angst ausbeuten und weiter erhöhen,
um ihre Daseinsberechtigung am Markt zu rechtfertigen und Kohle zu scheffeln.
Der Marktlogik unterliegen auch die Jurastudierenden innerhalb ihrer Konkurrenz
bei der Aneignung der Ware Wissen und dem Kampf um Berufschancen. In der
Konkurrenz des Marktes können die Menschen ihre Freiheit im Kampf
um Anteile am gesellschaftlichen (weil durch Arbeit aller erzeugten) Reichtum
nur als voneinander abgegrenzte Subjekte verwirklichen. Jedes Subjekt
muß täglich neu beweisen, warum es mehr als andere verdient.
Gemeinsamkeiten kommen dabei nur über den Warenaustausch zustande.
Nicht Freiheit sondern der Warenaustausch ist konstituierndes Element
der Gesellschaft. Die Freiheit des Rechtssubjekts ermöglicht diesen
nun "freien" Warentausch. JedeR versucht nun den Wert des einzigen
Gutes welches angeboten werden kann - die eigene Arbeitskraft - zu erhöhen,
um im Kampf um den gesellschaftlichen Reichtum ein fettes Stückchen
abzubekommen. Auch die Jurastudierenden versuchen dies, sie konsumieren
erst einmal das, was allen zur Verfügung steht: die Universitätsausbildung.
Dabei wird sich oft nicht die Zeit genommen, um die Ausbildung Gedanken
zu machen, geschweige denn über wirtschaftliche, gesellschaftliche
oder soziale Zusammenhänge oder gar Gerechtigkeit. Es wird erworben,
was auf dem Bildungsmarkt angeboten wird; erst in der Uni und dann so
schnell wie möglich zum Repititorium. Defizite der Juraausbildung
(eher Ordnungs- und Disziplinierungsmodell als Denkschule) werden nicht
reflektiert, sondern mit Kommerz ausgetrieben (Klasse! Es gibt schon Reps
die auf die Scheine vorbereiten). Kommen dann doch mal ein paar Studis
und fordern strukturelle Veränderungen, beruft sich der "erfolgreiche"
Jurastudi (auch Floh genannt) auf seine individuelle Freiheit: "Mein
Recht auf Bildung ist mein Recht auf meinen Schein". Interesse daran,
Studienbedingungen an der Universität verbessern zu helfen und demokratische
und politische Mittel einzusetzen, um dies zu erreichen hat er/sie nicht.
Dafür hat der/die Jurastudi auch keine Zeit, er/sie muß sich
fit machen für das erste Staatsexamen. In diesem Kreislauf reproduziert
das Recht jedes Semester neue - den Tauschwert erhöhende - Jurastudierenden.
Aber die Angst bleibt.
Diese Angst führt zu Unsicherheiten über die eigene Leistungsfähigkeit
und treibt die Studis massenhaft zu den Repititorien, die einem eine imaginäre
Sicherheit und Bequemlichkeit geben, die immense Stoffülle geordnet
und aufbereitet vorgesetzt zu bekommen. Durch einen Jahreszeitplan und
regelmäßige Termine entsteht ein äußerlicher Zwang
zur Disziplin. Das eigene Lernen und ein eigenes individuelles Lernkonzept
können sie einem nicht abnehmen. Außerdem müssen sie bei
ihren Gruppengrößen auf kommerzielle Nutzbarkeit achten, was
zu Gruppen von über 100 Menschen führt. Viele geben aber lieber
das viel Geld aus und hoffen durch 1-1,5 Jahre freudloses und entbehrungsreiches
Leben und Lernen, mit einem Examenserfolg belohnt zu werden. Die Examensvorbereitung
kann mensch auch ohne den finanziellen und massenhaften Leistungsdruck
des kommerziellen Reps gestalten.
Emanzipation
durch Lerngruppen
Eine wichtige Alternative zu den kommerziellen Repetitorien sind selbstorganisierte
Arbeitsgruppen mit 3-5 Personen. Auch da ist der Druck hoch genug, da
zum gemeinsamen Ziel alle beitragen müssen. Auch kann eine solche
AG Sicherheit geben in der gemeinsamen Zusammenstellung und Kontrolle
des Stoffes. Der Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen (BAKJ) hat
beim Nomos Verlag ein Buch "Examen ohne Rep" herausgegeben,
in der AG-Pläne, Erfahrungsberichte und Literaturempfehlungen von
erfolgreichen AbsolventInnen zusammengestellt wurden. Dies kann ein erster
Anhaltspunkt für eine Examensvorbereitung sein. Dazu die Prüfungsordnung
und ein paar Bücher, und schon ist der Examensstoff so gut wie zusammmengestellt
und damit überschaubarer. Bei der Diskussion von problemorientierten
Fällen (die jeweils eine Genossin oder ein Genosse vorbereiten) in
der AG kann mensch die eigene Argumentation schulen. Die eigene Darstellung
des Gelernten, die größere Flexibilität, das eigene Tempo
und die angenehmere Atmosphäre führen zu einem besseren Lernklima,
woraus mensch eine höhere Motivation für das individuelle Lernen
ziehen kann. An Fälle zu gelangen, ist zwar mit einem kleinen Aufwand
verbunden, aber die Bibliothek bietet neben Ausbildungszeitschriften und
Fallsammlungen auch den Zugriff auf juristische Datenbanken und das Internet.
Klausurenkurs und Uni-Rep
Ein Element der Examensvorbereitung ist der Klausurenkurs, mit ihm kann
der Wissensstand kontrolliert werden und ein Feedback zu den anderen Examenskandidaten
hergestellt werden. Außerdem kann eine eigene Methodik und Zeiteinteilung
bei der Fallbearbeitung geübt werden, die für die Examensklausuren
notwendig ist. Ein Nachteil ist, dass die Qualität der Korrekturen
manchmal recht dürftig ist. Hilfreich wäre, daß detaliertere
Lösungsskizzen mit Literaturangaben ausgegeben werden, um eine Nacharbeit
effektiver zu gestalten.
Neben Klausurenkurs und privater AG können die Uni-Reps genutzt
werden. Diese könnten durchaus eine Alternative zu kommerziellen
Repetitorien darstellen, wenn der Vorlesungsstil als Lernmethode bevorzugt
wird. Jedoch müßten dort die Veranstaltungen besser auf einander
abgestimmt sein und die Zusammenarbeit der ProfessorInnen erhöht
werden. Es gibt doch dort einen reichhaltigen Erfahrungsschatz auch bezüglich
der Examensvorbereitung, warum kann kein kontinuierliches Konzept über
Jahre hinweg erstellt werden? Obwohl sich hier Verbesserungen zeigen,
zur Zeit werden teilweise Konzepte aus dem letzten Jahr genutzt. Dies
entlastet die Profs und Innen bei der Vorbereitung und die gewonnene Zeit
kann in die Aktualisierung und Verbesserung fließen. Also fordern
wir unsere ProfessorInnenschaft dazu auf, uns nicht in die Arme der Repetitoren
zu treiben und ihre Verantwortung für den Lehrbetrieb gemeinsam wahrzunehmen,
um uns in Studium und Lehre eine wirkliche Alternative zu bieten.
Das sind alles nur Bausteine einer Examensvorbereitung. Ihr müsst
euch die Zeit nehmen, ein eigenes Konzept zu entwickeln. Beim Lernen ist
mensch wie im Examen allein. Da hilft das Durchbeten der Rep-Materialien
nicht weiter, das steht auch alles in Lehrbüchern. Ihr braucht keine
tausend Sondermeinungen und Detailprobleme, ihr braucht die Grundlagen,
die müssen sitzen. Wichtig ist, das Gelernte zu formulieren, ob als
Karteikarte, auf dem PC als eigenes Skript oder einfach nur auf Schmierzetteln,
nach jedem Lernabschnitt die Punkte festhalten, die wichtig waren und
Abens alles nochmal durchgehen.
Dann in die Kneipe ein oder zwei oder ? Bier, es gibt reichlich Angebote
das Geld besser zu verfressen und euer Studium selber in die Hand zu nehmen.
Viel Erfolg!
Auf unseren Seiten zum Examen
ohne kommerzielles Repititorium findest Du auch noch weitere Hinweise,
Materialien, Lernpläne und Spiele zur Vorbereitung >>
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