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Autonome Referate sind Konservativen und Sozialliberalen ein Dorn im Auge. Konzeptionelle Kritik gibt es jedoch auch im Innern



Das autonome AusländerInnenreferat an der Uni Hamburg existiert nicht mehr. Seinen ReferentInnen wurde vom amtierenden AStA-Vorstand mitgeteilt, dass ihre Mitarbeit nicht mehr von Nöten sei. Statt dessen gibt es nun ein “Referat für Internationales”, das sich um die Allgemeinbelange von ausländischen Studierenden kümmern soll. Doch weder wird es von diesen selbst gewählt, noch soll es sich in einem weiteren politischen Rahmen engagieren dürfen. Damit ist der Konflikt zwischen dem grünen AStA und den teilautonomen Referaten nach einer schonmaligen Absetzung vor drei Jahren an einem neuen Höhepunkt angelangt.

In der politischen Diskussion Ende der 70er Jahre hatten schwule, lesbische, feministische und “ausländische” AktivistInnen die Erfahrung gemacht, dass die diskriminierenden Strukturen an der Universität ihnen nicht die Möglichkeit boten, ihre Angelegenheiten ohne ständiges Abarbeiten an patriarchalen und rassistischen Verhaltensmustern in die eigene Hand zu nehmen.

Die vorgeschlagenen Referate sollten eine im Gegensatz zum AStA prinzipiell für jede/n offene Struktur darstellen. Ihre ReferentInnen sollten (daher die Bezeichnung autonom) nicht vom StuPa, sondern jährlich von einer Vollversammlung bestimmt werden. Anlässlich der Wiedereinführung der “Verfassten Studierendenschaft” wurde diese Struktur 1981 erstmals in Berlin durch die der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW) nahestehenden Unigruppen durchgesetzt.

Jedoch ließ der zuständige Wissenschaftssenator daraufhin die Gelder der Studierendenschaft einfrieren, eine Erpressung, die an der TU bis zu einer Klage des AStA im Jahr 1984 sogar Erfolg hatte. Trotz ähnlicher Startschwierigkeiten andernorts breitete sich die Idee autonomer Referate schnell in der gesamten BRD aus. Bis heute sind sie dabei immer wieder Angriffsobjekt von CDU-Hochschulgruppen und Burschenschaften, die hinter dem Autonomiekonzept dunkle Vorgänge wittern.

Allerdings stellten auch sozialliberale Verbände den Status der Autonomen Referate infrage, wenn dort eine Politik vertreten wurde, die nicht den eigenen Vorstellungen entsprach. So verweigerten in Gießen JungsozialistInnen und JungdemokratInnen die aufgrund der Hochschulstatuten notwendige Bestätigung der Vertreterinnen des FrauenLesben-Referats im StuPa. Zuvor waren die eigenen Kandidatinnen auf der autonomen Vollversammlung durchgefallen.

Zunehmend wird das Modell der Identitätsbewegungen aber auch im Innern problematisiert. Ein kurzer Blick auf die Universität, an der die Autonomen Referate “erfunden” wurden, zeigt das exemplarisch. So fügte etwa das “AusländerInnen”referat im AStA der FU Mitte der 90er Jahre Anführungszeichen in seinen Namen ein, um nicht unhinterfragt eine rassistisch konstruierte Identität zu übernehmen. In Veranstaltungsreihen analysierten das Schwulenreferat homosexuelle Identität als “historische Konstruktion” und das Frauenreferat Geschlecht als “normative Struktur”.

Aktuell fordert die KrüppelInnenIni die Einrichtung eines “Referats gegen Ausgrenzung und Normierung”. Bei dem Vorschlag geht es dabei nicht so sehr um die Ausweitung des Autonomiekonzepts auf eine weitere Gruppe und damit die Begründung einer neuen Identität, sondern neben der Infragestellung von “Behinderung” als Konzept um die von unterschiedlichen Positionen getragene Kritik an medizinischer Eugenik und Folter in der Psychiatrie.

Auch wenn eine JungdemokratInnen-Gruppe bislang die Gründung verhinderte, da sie die unverhältnismäßige Ausweitung des Einflusses autonomer Referate befürchtete, bleibt dennoch zu hoffen, dass eine solche Referatsgründung eine Signalwirkung entfalten könnte, indem sie identitätskritische Ansätze neu in die Diskussion um die Organisierung autonomer Referate trägt.

Bonnie & Clyde



Querverweis:

www.aref.de.tf

freischüßler-Artikel: Correga-Tabs oder die zweite Seite sozialliberaler "Radikaldemokratie"


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